
Das Abilene Paradox
Warum fällen Gruppen kollektiv falsche Entscheidungen, obwohl jedes individuelle Mitglied weiss, dass es eine dumme Idee ist? Dies nennt man Abilene Paradox und wird mit einer Anekdote erklärt.
An einem heissen Tag in Texas fächerten sich Ehemann, Ehefrau und ihre Eltern im Schatten einer Veranda Luft zu. Der Schwiegervater, der dachte, die anderen langweilten sich, schlug deshalb vor: “Lasst uns nach Abilene fahren und in der Cafeteria abendessen.” An einem heissen Tag mehrere Stunden Fahrt im unklimatisierten Auto für ein mittelmässiges Essen? Alle stimmten zu, vorausgesetzt, dass die anderen auch gehen wollten.
Als nach dem desaströsen Ausflug der Schwiegersohn bemerkte: “Great trip!”, platzte allen der Kragen und es kam heraus, dass es eigentlich niemand eine gute Idee gefunden hatte.
Der Schwiegersohn in der Geschichte war der Management-Professor Jerry Harvey, und er erklärt das Paradox so: Durch das Bedürfnis einzelner Gruppenmitglieder, solidarisch und kooperativ zu sein, passen sie sich einer Gruppennorm an, die es gar nicht gibt. Um zu verhindern, dass Unternehmen oder ganze Gesellschaften Reisen nach Abilene unternehmen, ist es deshalb wichtig, Zustimmung genauso streng zu managen wie Konflikte.
“The inability to manage agreement, not the inability to manage conflict, is the essential symptom that defines organizations caught in the web of the Abilene Paradox.”
– Jerry Harvey, Professor of Management